Unser Umgang als selbstständige Biofachhändler mit Marken und Herstellern
Biofachhandel – wir handeln mit Bio aus Überzeugung und stehen für Handeln mit Verantwortung! Wir verstehen uns als Fachhandel, dem es um mehr geht, als Gewinnmaximierung. Wir wollen diese Welt besser machen, gerechter und die Erde für die kommenden Generationen lebenswert erhalten. Dies machen wir gern und mit Spaß, und wir tun es alltäglich mit unserer Arbeit. Wir sehen uns als Partner in einer Branche, die diese Werte teilt, lebt und mit uns zusammen diese Ideale weiter voranbringen will. Dies schließt Erzeuger, Hersteller, Großhändler, Fachhändler und nicht zuletzt Verbraucher ein.
Wir stehen für Authentizität, für einen Mehrwert über das Produkt hinaus!
Wichtige Fragen beschäftigen uns Fachhändler: Welcher Partner ist noch Partner? Werden die Ideale noch von allen gelebt oder stehen sie nur auf dem Papier? Die Bio- Branche ist in Bewegung und sicher Geglaubtes ist längst nicht mehr sicher. Ein Gefühl jedoch bleibt: Der Fachhandel läuft der Entwicklung immer wieder hinterher, reagiert nur noch auf Hiobsbotschaften. Auslistungen scheinen unvermeidlich, weil rote Linien überschritten werden, treiben den Endkunden aber vielleicht gerade in den konventionellen Handel, weil gewohnte Produkte weiter konsumiert werden wollen. Hersteller werden „abgestraft“, weil sie offen und transparent Vertriebswege kommunizieren. Andere dagegen werden als fachhandelstreu gefeiert, weil nur keiner von der Eigenmarke für den konventionellen Handel weiß. Welche Firmenbeteiligungen im Hintergrund existieren wissen wir nicht, manchmal ahnen wir es vielleicht.
Der Schreck ist groß, wenn Bioland und Demeter bei Lidl und Kaufland stehen, gefühlt geht eines unser Alleinstellungsmerkmale verloren. Aber standen sie nicht schon länger dort, nur eben ohne Siegel? Ist das dann besser? Und wollten wir nicht mal, dass alle Produkte biologisch gehandelt werden, nicht nur 5 % vom gesamten Lebensmittelumsatz? Schaffen wir als Fachhandel das?
Diskutiert wird viel darüber. Und viele Fachhändler heißt: Viele Meinungen, Strategien und „rote Linien“. Eins fällt aber immer wieder auf: Es geht uns nicht nur um ein gutes Produkt, welches gut hergestellt wird. Wir wollen auch wissen: Kommt es von einem Partner? Einem Partner, der Teil unserer Branche ist, unsere Ideale trägt und auch morgen noch zu dem steht, was er heute sagt und tut. Uns ist das genauso wichtig, wie das gute Produkt, welches er anbietet!
Aus diesem Grund haben wir uns in der Erfahrungs- und Austauschgruppe (Erfa) Ost Gedanken gemacht, was wir für Erwartungen an Hersteller haben. Welche Informationen benötigen wir, um Marken nicht als Reaktion auf eine Meldung auszulisten? Wir möchten von vornherein auf Hersteller setzen können, die weiter mit uns gemeinsam gehen. Einlisten, statt auslisten! Wir wollen keine schwarzen Listen von Marken, mit denen eine Zusammenarbeit fragwürdig ist! Wir wollen Transparenz, wollen wissen, mit wem wir es zu tun haben. Dann kann jeder von uns selbst entscheiden, welchen Hersteller er uneingeschränkt listet, bei welchem er Kompromisse macht, und welche in seinem Fachhandel nicht mehr zu finden sind.
Auf der Erfa Ost wurden dabei folgende sechs Punkte als wichtig erachtet:
– die Inhaberstruktur der Hersteller (offiziell – faktisch & Status Quo – Perspektive)
– das Nachhaltigkeits-Verhalten / das ökologische Engagement (z.b. Rohstoffbezug)
– Gemeinwohlaktivitäten / soziales Engagement (z.b. fairtrade / antirassistisch)
– die Vertriebsstruktur
– die Markenpolitik (Herstellermarken, Zweitmarken, Fremdlabelling)
– „echter“ Produzent (mit eigenen Produktionsanlagen) vs. Labelling (Abfüllung wo?)
Über manche dieser Punkte berichten Hersteller schon jetzt viel, über andere weniger. Wir wünschen uns in dieser Hinsicht mehr Offenheit, Transparenz und ehrliche Kommunikation. Wir als Händler können das nicht für jede Firma selbst recherchieren. Wir wünschen uns eine Zusammenarbeit mit den Herstellern in diesen Punkten in beiderseitigem Interesse! Wir wünschen uns Gründe, für Einlistungen. Wir wünschen uns, dass wir leichter unsere Partner erkennen können, dass wir weiterhin diese Branche gestalten und unsere Ideale leben können!
Wir wünschen uns eine Bewegung, welche nachhaltig dafür sorgt, das wir als Partner wieder besser zusammenwachsen, uns mit Respekt begegnen und zusammen mit Zuversicht in die Zukunft schauen können!
Dieses Positionspapier soll Grundlage und Anstoß für eine Debatte sein, die wir führen wollen. Wir brauchen diesen Austausch.
Dafür stehen wir als Fachhandel.